Deutsche Nachkriegswochenschau - ein Blog von Sigrun Lehnert

Kontinuität, Konzeption, Musik

Große Kämpfe in kurzen Berichten

Don Ellis tänzelt nach dem Kampf in Welt im Film Nr. 368 vom 21.6.1952

Boxsport in der Kino-Wochenschau der 1950er-Jahre

Die Sportberichte – von Leichtathletik, Motorsport, Reiten über Eiskunstlauf, Fußball bis Boxen – waren beim Publikum besonders beliebt. Daher wurden meist mehrere Sportberichte in einer Ausgabe präsentiert. Neben Fußball galt Boxen als eine der wichtigsten Sportarten – jede zweite bis fünfte Ausgabe zeigte kurze Ausschnitte von nationalen und internationalen Kämpfen. Während bei z.B. Katastrophen-Berichten die dramatische Musik ausschlaggebend war, erzeugten beim Sport die unterlegten Geräusche wie Rufe, Pfiffe und Applaus des Publikums den Eindruck eines Live-Erlebnisses. Musik wurde am Beginn und am Ende begleitend eingesetzt, z.B. Jazz, insbesondere bei Kämpfen mit amerikanischer Beteiligung. Wie in Welt im Film Nr. 368 vom 21. Juni 1952 im Kampf Conny Rux gegen Don Ellis (s. Abb.).

Der rufende Sprechduktus der Sportkommentatoren hat sich bis heute gehalten – damals zeichnete sich allerdings der Kalte Krieg im Text ab. Die Konventionen der Kameraführung für die Sportberichte haben sich seit den Wochenschauen der 1910er-Jahre entwickelt – nicht zuletzt durch die NS-Wochenschau, deren Kameramänner nach 1945 bei den Produktionsunternehmen weiterarbeiteten. Der Schnitt brachte die Close-ups, die Untersichten beim K.O. und miteifernde Gesichter im Publikum mitreißend zusammen. 

Da die Wochenschauen weltweit Filmmaterial austauschten war es möglich, die spannendsten internationalen Kämpfe zu zeigen. Am Schluss einer Ausgabe waren Begegnungen der (heutigen) Box-Legenden, wie Bubi Scholz, perfekt geeignet, um ein gut gelauntes Publikum in den nachfolgenden Spielfilm des Kinoabends zu entlassen.

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