Warum Wochenschau-Forschung?
Die Wochenschau ist mehr als das Klischee – die Fanfaren der Kriegswochenschau und Propagandaschlachten. Die Nachkriegswochenschau ist vielfältig, fantasievoll, mit Musik und Sprechertext komponiert. Die Themen der meist zehn Berichte pro Ausgabe spannen sich von Sport, Kunst, Kultur, Mode, Tiere, Städte- und Prominentenporträts über Katastrophen, Erfindungen, Messen und Staatsbesuche und sind oft durch geschickte Bild- und Musik-Analogien miteinander verbunden.
Diese Form des Films, die im Vorprogramm der Kinos bis in die 1970er Jahre gezeigt wurde, steht zwischen Dokumentation und Fiktion, zwischen Aktualität und Erinnerung, zwischen Information und Unterhaltung, enthält sowohl Meldungen, Reportagen mit einem ausgesprochenen Storytelling als auch inszenierte Sketche. Gerade deswegen ist sie kaum einem Genre oder einer Gattung zuzuordnen und ein spannendes Untersuchungsobjekt, das bisher kaum beachtetet wurde.
Die Nachkriegswochenschau bildet nicht die ‚Wirklichkeit‘ ab, denn sie ist wie alle Medien speziell und intentional gestaltet (Stichwort: Kalter Krieg), doch sie ist ein ‚Archiv‘, mit dem es sich zu beschäftigen lohnt. Dazu ist es unerlässlich so viele Kontextmaterialien wie möglich in die Forschung einfließen zu lassen, um die Filme vor dem Hintergrund der Produktion, Distribution und Rezeption sowie der Geschichte zu analysieren und zu interpretieren. Mit Blick auf die ‚deutsche Teilungshistorie‘ gibt der Vergleich der ostdeutschen Wochenschau mit den westdeutschen Wochenschauen einen Eindruck vom staatlich gelenkten Mit- und Gegeneinander der 1950er und 1960er Jahre.
Wochenschauen haben seit den 1910er Jahren das Bild der Kinozuschauer von ihrer Umwelt und dem Weltgeschehen geprägt und sind ein Teil der Erinnerungs- und Filmgeschichte. Zudem bildet die Kinowochenschau-Tradition die Basis für Gestaltungs-Prinzipien, die noch heute für Nachrichtenfilm gelten. Darüber hinaus werden Wochenschau-Ausschnitte in heutigen Doku-Formaten wiederverwendet oder dienen als Vorlage für historische Dokumentationen.
… auf dieser Website…
Finden Interessierte und Wissenschaftler*innen nicht nur Informationen über die Nachkriegswochenschau, das Projekt, hilfreiche Archive und Literatur. Auf der Startseite der Website finden Sie Themen, die ich für Vorträge oder/und Publikationen anbiete. Unter Vorträge und Publikationen können Sie sehen, welche Aspekte des Projektes ich bisher bearbeitet habe. Die Ergebnisse sollen in das ‚zweite Buch‘ einfließen. Ich gestalte nicht nur einzelne Sitzungen in Seminaren bei unterschiedlichen Hochschulen, sondern biete selbstständige Lehre an. Auch für filmhistorische Beratungen und Erschließungen stehe ich gerne zur Verfügung.
Die Bilder auf der Website sind Screenshots aus der Filmothek des Bundesarchivs Berlin, das mir die Sichtung von Wochenschaufilmen und den Zugang zu Schriftgut ermöglicht, und bei dem ich mich für die freundliche Kooperation bedanke.
Dr. phil. Sigrun Lehnert
Seit 1999/2000 beschäftige ich mich mit Wochenschauen und besonders seit 2010 durch mein Promotionsprojekt zu „Wochenschau und Tagesschau in den 1950er Jahren“. Zur Zeit bearbeite ich mein Post-doc-Projekt, um das es auf dieser Forschungswebsite vornehmlich geht.
Ich habe am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung (IJK) der Hochschule für Musik, Theater und Medien „Medienmanagement“ (B.A. und M.A.) studiert. Danach war ich in verschiedenen medienwissenschaftlichen Projekten tätig und habe von 2010-2012 an der Universität Hamburg im Fach Medienwissenschaft promoviert (Erstgutachter Prof. Dr. Knut Hickethier).
Das Buch erschien 2013 im UVK-Verlag Konstanz.
Forschungsschwerpunkte:
Kinowochenschau, Dokumentarfilm, Fernsehdokumentation, Filmgeschichte, Fernsehgeschichte, audiovisuelle Vermittlungsstrategien, Mediengeschichte der 1950er/1960er Jahre, Filmerbe und digitale Archive