Wohnen im Wirtschaftswunder
Die westdeutschen Sozialwohnungen waren stets klein und einfach ausgestattet: 50 Quadratmeter, zwei oder zweieinhalb Zimmer, Küche und Bad – manchmal auch WC auf dem Gang und nur mit Waschgelegenheit, Ofenheizung und Schlafzimmer wurden oftmals nicht beheizt. Die privaten Eigenheime waren schlichter als es noch vor dem Krieg üblich war und hatten kaum Wärme- oder Schalldämmung.
In der westdeutschen Wochenschau spricht der Kommentar den Wohnraum-Mangel und die Enge der Wohnungen offen aus. Die Wochenschau zeigt Vorschläge und Empfehlungen, wie mit dem begrenzten Platz auszukommen war: wie durch den Schlafplatz im Wohnzimmer (im Bericht über die Düsseldorfer Ausstellung „Zeitgemäßes Wohnen“ in Welt im Film Nr. 304 vom 30. 3.1951, s. Abb.) oder durch einen aufklappbaren Spültisch in der Kochnische, unter dem sich eine Badewanne verbarg. Die Möbel waren nicht zur Repräsentation da, sondern ausschließlich zum Gebrauch. Neue Kunststoffe und Leichtmetalle ermöglichten pflegeleichte Oberflächen und flexible Gegenstände. Trotz aller Typenmöbel, legte man Wert auf rundes Design, unaufgeregte Farben und Formen sowie schmeichelnde Muster. Zudem wurde berücksichtigt, dass sich die Menschen die Wohnungseinrichtung nur schrittweise anschaffen konnten, so dass sich die Möbel sich ergänzen sollten. Die westdeutsche Wochenschau, insbesondere die britisch-amerikanische Welt im Film vermittelt den ‚American Way of Life‘ – auch in Bezug auf den Haushalt.
Besonders in den Berichten der westdeutschen Wochenschau kommt zum Ausdruck, dass der Küchenausstattung eine hohe Bedeutung zukam. Es ist vornehmlich zu sehen, dass die Küchenmöbel an einer Wand konzentriert wurden, um Arbeitsvorgänge zu erleichtern und Wege zu verkürzen. Eine Einbauküche (des VEB Möbelfabrik Römhild aus Thüringen) wird erst 1960 im Bericht von Der Augenzeuge Nr. B20 im Rahmen der Leipziger Frühjahrsmesse gezeigt. Der Kommentar erwähnt jedoch, dass eine solche Küche nicht für jeden Haushalt zeitnah verfügbar sein würde, daher werde der Möbelindustrie empfohlen, einige Neuerungen bei der Herstellung der herkömmlichen Möbel bereits zu berücksichtigen. Bei der Vorführung von Klappmöbeln argumentiert Der Augenzeuge nicht mit Platzersparnis, sondern stellte diese als einen wünschenswerten Trend dar: die klappbare Schlafcouch verdränge das übliche Schlafzimmer (Der Augenzeuge Nr. A21/1958).
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